Ganz anders bei den Hunden

 

(eine Anspielung auf Organisationen wie patras-hunde)

 

Sechs Monate bin ich nun schon in diesem deinem Land,

Zeit für mich, aufzunehmen den Bestand.

Ich kam zu dir über 'Hunde in Not', und jetzt krieg ich hier so was wie mein Gnadenbrot.

Es ist okay für mich, bei dir zu leben

ich wünschte nur, jemand anders würd mir mein Fressen geben.

 

Denn immer wenn du mir mein Trockenfutter hinstellst, jeden verdammten Tag,

sagst du diesen einen Satz, den ich so hasse, so sehr hasse:

Iss auf, die Hunde in der dritten Welt wär'n froh, wenn sie das hätten...

iss auf, die Hunde in der dritten Welt wär'n froh, wenn sie das hätten, ja so froh.

 

Zuerst hab ich dich nicht verstanden, die Botschaft konnt nicht landen,

doch dann habe ich mit anderen darüber gebellt,

und jetzt ist er mir klar, dein Blick auf die Welt:

Du tust nichts, als dein schlechtes Gewissen auf mich

und andre Hunde abzuwälzen,

denn an einem Tisch soll niemand sitzen,

den du dir nicht eingeladen hast.

 

Ich hab's in Spanien begriffen, an dem Strand an dem ich wohnte

und wo mich jeder Tourist mit einem Würstchen belohnte.

Wenn ich ein Mal traurig guckte, winsel winsel,

dann strichen sie mir über den Kopf, als wäre ich ein Pinsel.

Doch wenn die eigenen Leute aus der eigenen Art

in den Booten ankamen, reagierten sie hart;

da war kein Blick, kein Mitgefühl, keine Offenheit;

und er wurde für vollkommen normal befunden, der Krieg auf dem Meer,

wegen dem nur sehr wenige schaffen es hierhier:

Zur Umkehr gezwungen, nach Belieben,

Hoffnungen zerschellt, Menschen in den Tod getrieben.

 

Ganz anders bei den Hunden, uns holt ihr raus,

aus Südeuropa, nehmt uns auf,

macht uns gesund, in Pflegestellen werden wir rund;

und dann stellt ihr uns ins Internet - wer will dieses Tier -

und es melden sich wirklich Leute, sonst wär ich ja nicht hier,

und jetzt bin ich bei dir,

 

der nicht etwa sich hinterfragt, und seine Festungsmentalität,

sondern die verdammte Ungerechtigkeit dieser Welt

auf einem Hund ablädt,

der ich mich nun soll grämen, wegen meines Trockenfutters schämen,

und für das Weltgeschehn Verantwortung übernehmen.

 

Aber ohne mich, denn ich bin es nicht,

der es normal findet, dass ein Hundezwinger

mehr Platz bietet als viele Flüchtlingslagerzimmer

oder übereinstimmt damit, dass die Order steht geschrieben,

hunderttausende von Menschen abzuschieben.

Ein letztes Beispiel noch, es war nicht meine Idee,

die Märkte zu zerstören in Übersee.

 

Diesen Ball geb ich dir ungespielt zurück,

und glaube weiterhin an Solidarität, Freiheit und Glück.